Gibt es Vorsätze, die du dir immer wieder vornimmst, aber es trotzdem nicht schaffst sie einzuhalten? Mein Vorsatz nach und vor jeder Kollektion ist: „Fang früher an die Kollektion zu entwerfen!“. Leider ist es mir bei der letzten Kollektion erneut nicht gelungen, früher mit dem Entwerfen und Planen anzufangen. Grund dafür war ein chaotisches Jahresende und neue Herausforderungen zu Jahresbeginn, denen ich mich als Unternehmerin mit Kindern stellen durfte.
Corona-Lockdown, Homeschooling und neue Herausforderungen
Meine Vorstellung war es, eine entspannte Weihnachtszeit zu viert als Familie zu verbringen und diese Zeit zum Entwerfen der neuen Kollektion zu nutzen. Du wirst mich auslachen, wenn ich dir erzähle, dass ich noch ganz naiv im Oktober sagte: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir erneut in einen Lockdown gehen“. Zwei Wochen vor Weihnachten kam er dann. Für mich waren Kitas, Schulen und Geschäfte von einem Tag auf dem anderen geschlossen! Ich fühlte mich so betrogen von meinem guten Glauben, dass ich zu nichts Kreativem imstande war. Da saß ich nun mit zwei Kindern und jonglierte erneut zwischen Kinderbetreuung und meinem Modebusiness. Zeitgleich mit der Schließung der Geschäfte rollte eine Bestell-Lawine auf mich zu! Ich konnte mein Glück nicht fassen und koordinierte und verpackte voller Euphorie die unzähligen Bestellungen. Die Lawine nahm kein Ende und hält bis heute an.
Nach den Weihnachtsferien erwartete mich zusätzlich eine besondere Überraschung: Ich wurde zur Vollzeit-Grundschullehrerin ernannt! Ohne Anleitung oder Einweisung bekam ich diesen Titel verliehen und wechselte täglich zwischen meinen unterschiedlichen Rollen: Mutter, Erzieherin, Grundschullehrerin, Ehefrau und Geschäftsführerin eines Modeunternehmens. Meine Kreativität wurde unter diesem Funktionsmodus vergraben und auch zeitlich wusste ich nicht, wann ich die neue Kollektion hätte entwerfen sollen, geschweige denn überhaupt alles hinkriegen sollte. Als der geplante Fotoshooting-Termin Anfang März immer näher rückte, versuchte ich die Designs aus meinem Kopf zu pressen und erlag förmlich dem Zeit- und Kreativitätsdruck. Als ich nachts nicht mehr schlafen konnte, verschob ich den Termin um vier Wochen. Vier gewonnene Wochen, um die Ideen für die neue Kollektion auf Papier zu bringen.
“Ich liebe es neue Designs zu entwerfen! Es fühlt sich für mich wahnsinnig erfüllend an, meine Ideen umzusetzen. Während ich bei anderen Unternehmen wie am Fließband Designs kopiert habe, kann ich für l’amour est bleu endlich richtig entwerfen!”
Zurück zur Leidenschaft – Designen
Ich liebe es neue Designs zu entwerfen! Es fühlt sich für mich wahnsinnig erfüllend an, meine Ideen umzusetzen. Während ich bei anderen Unternehmen wie am Fließband Designs kopiert habe, kann ich für l’amour est bleu endlich richtig entwerfen! Du kannst es dir so vorstellen, dass ich ein fotografisches Gedächtnis für Farben und Formen habe. Alles, was ich sehe und wahrnehme wird in meinem Kopf gespeichert, manchmal entstehen sofort Designs daraus. Ein schönes Gebäude, Pflanzen, Fliesen, ein Muster, ein Jackenverschluss…alles, was mein kreatives Interesse erweckt, wird in meinem Kopf gespeichert. Zusätzlich verwende ich Pinterest, mein Handy und Notizbuch zum Sammeln von Ideen. Aus den ganzen Inspirationen eine Kollektion zu entwickeln ist das Schwierigste am Entwerfen. Vor jeder Kollektion horche ich in mich hinein, spüre in den aktuellen Zeitgeist und denke an das Feedback meiner Kundinnen. Ich schaue mir die neuen Kollektionen meiner Lieblingsdesigner und Marken an, um noch ein besseres Gefühl für die aktuellen Bedürfnisse der Gesellschaft zu bekommen. Bei jedem dieser unterschiedlichen Schritte erscheinen hier und da einzelne Ideen in meinem Kopf, bis sich die ersten Ideen zu konkreten Designs entwickeln. Dann zeichne ich sie auf Papier und ändere noch einige Details. Auf diese Weise entsteht ein Entwurf nach dem anderen. Dieser Prozess braucht einen freien Kopf, den ich im Arbeitsalltag mit Familie nicht immer finde. So kann sich das Entwerfen der ersten Designs bis zu mehreren Wochen hinziehen. Im Anschluss lege ich alle Entwürfe nebeneinander und schaue mir an, ob daraus eine Capsule Kollektion entsteht. Fragen, wie „Sind die Kleidungsstücke miteinander kombinierbar? Sind sie vielseitig? Kann man sie zu den alten Kollektionen kombinieren?“, stehen dabei im Vordergrund. Daraufhin werden Designs wieder aus der Kollektion herausgenommen oder ich ergänze noch welche, damit eine stimmige Kollektion entsteht.
Farben, Stoffe und Preise
Der nächste Schritt sind die Farben und Stoffe. Als kleines Modelabel bin ich bei der Auswahl nachhaltiger Stoffe sehr eingeschränkt, was mich manchmal an den Rande des Wahnsinns treibt. Ich verwende nur zertifizierte, nachhaltige Stoffe, um sicherzustellen, dass die Stoffe unter fairen und umweltfreundlichen Bedingungen hergestellt worden und frei von haut schädlichen Stoffen sind. Aktuell arbeite ich hauptsächlich mit der bis vier nachhaltigen Stofflieferanten zusammen, die meinem Anspruch an Design, Qualität und Nachhaltigkeit gerecht werden.
Jetzt kommt der unromantische Teil beim Entwerfen der neuen Kollektion, die Preiskalkulation. Ich habe mir ein tolles Excel-Wunderwerk erstellt, in dem ich für jedes entworfene Kleidungsstück eingebe, wie viel es im Stoff- und Materialverbrauch kostet und welche Produktionskosten ich erwarte. Hinzu kommen noch Versand, Verpackung und Steuern und für welchen Verkaufspreis ich es anbieten möchte. An diesem Punkt entscheidet sich ebenfalls, welche Designs in der Kollektion bleiben oder nicht. Oftmals scheitert es an der preislichen Umsetzung, denn an den meisten Kosten wie Material, Produktion, Versand, etc. kann ich nicht mehr viel drehen. Bei einigen Designs ist der Verkaufspreis aufgrund des Materials oder der Produktionskosten so hoch, dass es für mich keinen Sinn ergibt. Denn ein weiteres entscheidendes Merkmal von l’amour est bleu ist ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis. Mir ist es wichtig, dass die Verkaufspreise im richtigen Verhältnis zum Produkt stehen und dass vor allem die Schneiderinnen fair bezahlt werden. Wenn diese Kriterien nicht erfüllt werden können, muss das Design leider gehen.
Ingenieurskunst gehört auch dazu
Nachdem die Designs festgelegt sind, werden die Schnitte angefertigt. Für jedes Kleidungsstück wird ein Schnitt konstruiert, der aus allen Einzelteilen des Bekleidungsstücks besteht. Der Schnitt bestimmt die Passform und den Fall des Kleidungsstücks und ist daher der wichtigste Teil für die Umsetzung des Designs. Ein Teil der neuen Schnitte kann ich auf Basis bestehender Schnitte erstellen: Kürzere Ärmel, weiteres Hosenbein, versetzte Taille…es bedarf einigen kleinen Anpassungen und ich habe den neuen Schnitt schnell fertiggestellt.
Für neue Designs ist die Anfertigung komplett neuer Schnitte erforderlich, womit ein hoher Zeitaufwand verbunden ist. Ich konstruiere den neuen Schnitt, nähe in Nessel (ein fester Roh-Baumwollstoff) das Muster, probiere es an, nehme Änderungen am Schnitt vor und nähe ein neues Muster. Erst wenn das Muster genau meinen Vorstellungen entspricht, ist der Schnitt fertig. Manchmal stelle ich bei diesem Prozess-Schritt fest, dass das umgesetzte Design nicht meinen Vorstellungen entspricht und muss mich von dem Entwurf verabschieden und ein neues Design entwickeln. Im letzten Schritt wird ein Muster im Originalstoff genäht, das wir für das Fotoshooting verwenden. Die Schnitte und Muster fertige ich größtenteils noch selber, weil es für mich ein wesentlicher Teil des Entwerfens ist.
Zeitgeist “Corona”
Wenn du nach dem aktuellen Zeitgeist fragst, dann wird dir jeder „Corona“ antworten. Die Pandemie hat das Leben aller Menschen grundlegend verändert und neue Bedürfnisse in den Fokus gerückt. Wünsche nach stärkerer Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit, Nachhaltigkeit, Self-Awareness und Ruhe sind keine neuen Bedürfnisse, doch sie haben durch die Pandemie an Bedeutung gewonnen. „Wie kann ich mit der neuen Kollektion diesen Bedürfnissen nachkommen?“, fragte ich mich beim Zeichnen der Designs.
Entstanden ist eine Kollektion, die sich fließend an die unterschiedlichsten Alltagssituationen anpasst. Blusen, Kleider und Hosen, die komfortabel zu tragen sind und aus pflegeleichten sowie hochwertigen Stoffen bestehen, damit sie Homeoffice und Kinderbetreuung standhalten. Ein eleganter Strick-Jogginganzug, mit dem du beim Video-Call schick angezogen bist und zwischenzeitig eine kurze Siesta auf dem Sofa machen kannst. Verschiedene Einzelteile, die du spielend einfach zu unzähligen Looks kombinieren kannst. Die neue Kollektion macht dir den aktuellen Alltag mit ständig wechselnden Herausforderungen einfacher. Du sollst morgens keine Zeit für dein Outfit verschwenden und auch im Laufe des Tages dich nicht umziehen müssen. Es gibt keine Business-, Anlass- oder Freizeitkleidung mehr, sondern du sollst das tragen, wonach du dich fühlst und siehst immer angezogen aus. Ein Lifestyle, der sowohl Frauen als auch Männer anspricht. Daher habe ich die ersten Unisex-Styles entworfen, die Damen und Herren tragen können. Ich hoffe dir mit der neuen Kollektion etwas Gutes zu tun und Kleidungsstücke geschaffen zu haben, die dir wieder Freude in die aktuelle Zeit bringen.
MEINE LIEBLINGSLOOKS
Dieses lässige Outfit aus Strick-Jogginganzug und eleganter Kimonojacke werde ich an den ersten Frühlingstagen ausführen. Der weiche Strick aus ECOVERO Viskose (die umweltfreundlichste Viskose) hält schön warm, ist kuschelig weich und hat eine hochwertige Optik. Für mich ist das der neue Business-Anzug! Dazu die vegane Hip Bag von nuuwai (ganz neu im Shop erhältlich) und Sneaker – fertig ist ein moderner Look für Arbeit und Freizeit.
Mein zweitliebstes Teil aus der neuen Kollektion ist das Unisex Hemd Ellen. Es ist modern oversized geschnitten und vielseitig tragbar. An kühleren Tagen werde ich es zu einer schwarzen Slim Fit Jeans oder Leggings tragen und für den femininen Touch eine Goldkette kombinieren. Im Sommer freue ich mich schon darauf, es als Hemdkleid zu nackten Beinen und Sandalen zu tragen. Die Taille mit einem Gürtel betonen und fertig ist der bequeme Sommerlook!
Natürlich muss ein Kleid bei meinen Lieblingsteilen dabei sein! Das geraffte Kleid Lakshmi aus Tencel ruft förmlich nach Sommer. Als Jacke werde ich die Kimonojacke Adele in beige kombinieren und mit dem Bindegürtel die Taille betonen. Die Arme verziere ich mit auffälligen Armbändern und dazu noch die vegane Crossbody Bag von nuuwai in iced lavender kombinieren – dieser farbenfrohe Look sorgt garantiert für gute Laune!
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