„Woher kommst du?“ Eine Frage, die ich in meinem Leben unzählige Male gestellt bekommen habe. Wenn deine Herkunft nach außen hin so offensichtlich ist, dass Menschen dich danach fragen, dann lernst du irgendwann damit umzugehen. Das Witzige dabei ist, dass ich in Deutschland oder genauer gesagt in Hamburg geboren bin. Doch mit dieser Antwort gibt sich niemand zufrieden. Was uns bei Menschen so sehr zu interessieren scheint, interessiert die meisten Menschen bei Bekleidung in keiner Weise. Dabei ist die Herkunft eines Kleidungsstücks genauso vielfältig, wie die eines Menschen.
Deine Herkunft ist ein Teil von dir
Meine Eltern sind in Vietnam geboren, haben sich in Deutschland kennengelernt und haben mich in der schönen Hansestadt Hamburg zur Welt gebracht. Seit meiner Kindheit an war meine Herkunft ein zentrales Thema in meinem Leben. Angefangen bei meinem schwer auszusprechenden Namen bis hin zum Aussehen, die Menschen in meiner Umgebung hatten genug Anhaltspunkte, um mich ständig nach meiner Herkunft zu fragen. In meiner Jugend war die Außenwelt noch nicht so tolerant gegenüber fremden Kulturen, wie es heute der Fall ist. Die Vorurteile und Beschimpfungen gegenüber meinem Aussehen und meiner Kultur führten dazu, dass ich anfing meine Herkunft abzulehnen. Manchmal wünschte ich mir einfach nur dazuzugehören und nicht anders zu sein. Je älter ich wurde, desto mehr stellte ich fest, dass meine Herkunft ein fester Bestandteil von mir ist, den ich nicht leugnen kann. Ich fing an mir einzureden, dass es etwas Besonderes ist, anders zu sein als der Großteil der Menschen um mich herum. Das machte ich so lange, bis ich endlich erkannte, dass es stimmte.

Woher kommt deine Bekleidung?
So offensichtlich meine Herkunft ist, so unersichtlich ist die Herkunft eines Kleidungsstücks. Ich würde mir wünschen, dass die Menschen bei ihrer Bekleidung das gleiche Interesse für die Herkunft aufbringen, wie für ihre Mitmenschen. Doch der Mensch neigt dazu, sich mit der unbequemen Realität nicht auseinandersetzen zu wollen. Die Herkunft eines Bekleidungsstücks ist mindestens genauso vielfältig, wie die eines Menschen. Das Material, aus dem es besteht, wird im Fall von Bio-Baumwolle in Indien, in der Türkei oder Amerika angebaut. Dort wird das Material geerntet und zu Baumwollgarn verarbeitet. Der Stoff wird manchmal im gleichen Land, aber größtenteils in einem anderen Land hergestellt. Dort wird das Garn gefärbt und zu dem Stoff des Kleidungsstücks verarbeitet, das du später in der Hand hältst. Bis dahin ist das Kleidungsstück noch nicht geboren, denn meistens wird es erst in einem weiteren Land hergestellt. Dort wird der Stoff zugeschnitten und von Schneider*innen zu dem Kleidungsstück verarbeitet, das du letztendlich kaufst. Doch auch hier gibt es noch Unterschiede.
Diesem Gerücht habe ich es allerdings zu verdanken, dass einige Menschen skeptisch sind, wenn sie sehen, dass die Bio-Baumwolle vom Kleid Parisienne aus Indien kommt, der Stoff in Portugal gewebt und das Kleid in Deutschland genäht wurde. Der Anhänger von Klatschblätter-News denkt sich im ersten Moment: „Was willst du mir erzählen, dein Kleid wurde in Indien genäht!“
In Deutschland musst du an einem Produkt nicht das Herstellungsland angeben. Was allerdings gesetzlich geregelt ist, ist die Definition des Ursprungslandes. Das Land, in dem das Wesentliche eines Produkts hergestellt worden ist, entspricht dem Ursprungsland. Eigentlich sollte jedem klar sein, welche Bestandteile eines Kleidungsstücks wesentlich sind. Dennoch hält es Bekleidungshersteller nicht davon ab, den Großteil eines T-Shirts irgendwo in Asien produzieren und das Label in Deutschland annähen zu lassen, um es mit „Made in Germany“ zu kennzeichnen. Solche Gerüchte sind im Umlauf und ob es diese Vorfälle tatsächlich gegeben hat, konnte ich auf die Schnelle nicht recherchieren, weil mir das Internet hauptsächlich erzählt, dass VW mit dem Abgasskandal dem guten Ruf von „Made in Germany“ geschadet hat. Diesem Gerücht habe ich es allerdings zu verdanken, dass einige Menschen skeptisch sind, wenn sie sehen, dass die Bio-Baumwolle vom Kleid Parisienne aus Indien kommt, der Stoff in Portugal gewebt und das Kleid in Deutschland genäht wurde. Der Anhänger von Klatschblätter-News denkt sich im ersten Moment: „Was willst du mir erzählen, dein Kleid wurde in Indien genäht!“

Ich kenne die Herkunft meiner Mode
Mag sein, dass es Modemarken gibt, die solche Methoden praktizieren. Doch ich mache das nicht. Ich kenne von jedem Kleidungsstück in meiner Kollektion die Herkunft vom Material bis hin zum Herstellungsort. Ich weiß, dass alle Arbeitsschritte umweltschonend und fair erfolgt sind. Mit Stolz kann ich sagen, dass die Mode von l’amour est bleu komplett in Deutschland hergestellt wird. Ich kenne die Menschen in Jahnsdorf, die meine Kollektionen nähen (nicht jeden einzelnen, aber so einige) und ich kenne die Schneiderinnen, die meine Made-to-order Kollektionen in Berlin nähen. Diese Informationen teile ich ganz offen mit dir, weil ich in unserer Gesellschaft das Bewusstsein für die Herkunft unserer Bekleidung schaffen möchte. Mein Wunsch ist es, dass wir uns nicht nur fragen, woher die Person neben mir kommt, sondern woher das Kleid in meiner Hand herkommt und unter welchen Bedingungen es hergestellt wurde.