Mein verpackungsfreier Januar_Bild Brooke Cagle

Mein verpackungsfreier Januar

Einer meiner Vorsätze für 2018 ist „nachhaltiger Leben“. Wir achten bereits darauf unseren Alltag so umweltschonend wie möglich zu gestalten, doch es existiert noch genug Luft nach oben. Ich fand es super, dass Franzi mich dazu aufrief an ihrem #verpackungsfreien Januar mitzumachen – zusammen macht so eine Challenge mehr Spaß (oder fordert mich mehr heraus durchzuhalten!). Mir war von vornherein bewusst, dass es für meine 3-köpfige Familie mit Kleinkind eine schwierige Herausforderung sein würde. Aber zu einer fordernden und sinnvollen Challenge habe ich noch nie nein gesagt.

Tag 1: Adieu Kaffee-Kapseln

Ganz feierlich weihte ich die Challenge am ersten Tag mit einer symbolischen Tat ein: Ich beschloss, keine Kaffee-Kapseln mehr zu benutzen! George Clooney und der Hype um Nespresso waren mir sowieso schon immer ein Dorn im Auge. Ich bin leider dem Geschmack und der Convenience verfallen – und den Überredungskünsten meines Mannes und des Verkäufers. Jahrelang hat uns diese Maschine ein bis zwei Kaffee pro Tag zubereitet. Doch pünktlich am ersten Januar holte ich unsere Espressokanne aus dem Schrank und bereitete Kaffee darin zu. Der Geruch von frisch gekochtem Kaffee am Morgen ist ein Traum! Und der Kaffee schmeckt 1000 Mal besser als der aus der Kapsel. Der etwas höhere Zeitaufwand lohnt sich allemal. 14 weniger Kapseln in der Woche sind 728 weniger Kapseln im Jahr. Zählt man meinen Mann dazu, sparen wir jetzt 1.456 Kapseln pro Jahr! Chakaaaaaaa!!!

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Tag 2: Wie mein Mann meine Challenge sabotierte

Ganz unvorbereitet begab ich mich mit meinem Mann zum ersten Supermarkt-Einkauf – nach Feierabend mit unserer Tochter. Der Todesschuss für meine Challenge! Wir betraten den Edeka mit meiner Ansage: „Vergiss nicht, verpackungsfreier Januar!“ Mein Mann guckte mich verständnislos an und düste los. Ich versuchte das schlimmste abzuwenden und rannte zum Gemüseregal. Alles war eingepackt in Plastik! Alles Unverpackte musste in Plastiktüten verpackt werden! Ich strich gedanklich den Großteil von der Einkaufsliste und legte einige Strauchtomaten in eine Papiertüte von Rewe, die ich per Zufall in meiner Handtasche hatte. Mein Mann schaute mich fassungslos an. „Frag nicht, ich möchte nichts in Plastik einpacken!“, rief ich und begab mich zur nächsten Abteilung. An der Käse- und Fleischtheke wurde ebenfalls alles in Folie und Papier eingewickelt. Ich rannte mehrfach im Kreis und überlegte, wie ich die verpackten Lebensmittel umgehe könnte. Hörte zwischendurch, wie unsere Tochter ihren Vater damit nervte, dass sie eine „Überraschung“ wollte (welcher grausame Mensch hat bloß die Kinderüberraschungseier erfunden?). Mein Mann verlor die Geduld und kaufte unser Abendessen ein. Als ich zum Einkaufswagen zurückkam, lagen neben meinen Tomaten jede Menge in Plastik verpackte Lebensmittel. Ich sagte entsetzt: „Du zerstörst meine Challenge! Wegen dir verliere ich“. Mein Mann wollte einfach nur bezahlen und nach Hause, was ich bei dem vollen Supermarkt auch gut nachvollziehen konnte.

„Ich werde diese Challenge nie schaffen! Es ist so schwer verpackungsfrei einzukaufen!”

Tag 3: Nicht mein Mann, sondern das System sabotiert meine Challenge

Nach dem besonders erfolglosen ersten Supermarkteinkauf mussten mein Mann und ich am nächsten Tag noch einmal los, weil uns noch alle Grundlebensmittel fehlten. Dieses Mal machten wir uns am Morgen auf dem Weg, ohne unsere Tochter. Vor dem Rewe regte ich mich wahnsinnig auf: „Ich werde diese Challenge nie schaffen! Es ist so schwer verpackungsfrei einzukaufen und du sabotierst das alles noch“. Mein Mann hatte nur eine trockene Berater-Antwort: „Es ist das System, nicht ich“. Ich fühlte mich noch mehr herausgefordert. Im Rewe erneut das gleiche Spiel: Obst und Gemüse in Plastik verpackt (warum werden einzelne Gurken verpackt?). Immerhin konnte ich einzelne Karotten und Äpfel kaufen. Wir brauchten neue Geschirrspültabs und ich grätschte dazwischen, als mein Mann sich zu den Reinigungsmitteln begab. Ich griff nach dem Pulver und schlug vor das mitzunehmen. „Wie umständlich, das wird eine mega Sauerei!“ erhielt ich als Antwort. „Ist dir schon einmal aufgefallen, dass jedes Tab in Folie eingewickelt ist? Weißt du wie viel Plastikmüll wir sparen, wenn wir dieses Pulver verwenden?“ antwortete ich. Er: „Es gibt noch nicht einmal einen Messlöffel.“ Ich sauer: „Brauchst du nicht, du verwendest einfach einen Esslöffel!” Nachdem der ganze Supermarkt unseren lauten Streit mitbekommen hatte, packte mein Mann das Pulver in den Einkaufswagen. Wir fuhren erneut mit einem Einkauf voller Plastikverpackung nach Hause. Ich war frustiert. Mein Mann veranstaltete eine riesige Sauerei, als er das erste Mal das Geschirrspülpulver verwendet, hat den Dreh aber jetzt raus.

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Ausblick: Ein verpackungsfreier Laden in unserem Kiez

Fleißig verfolgte ich auf Instagram, wie Franzi ihre Challenge meisterte. Zum Bauernhof fuhr und alles unverpackt kaufte und fühlte mich danach noch elender. Da entdeckte ich unter einem Post von Franzi, dass es einen verpackungsfreien Laden in meiner Nähe gab! Ich war Feuer und Flamme!!! Am nächsten Samstagmorgen schlug ich meinem Mann vor ein neues Café im Helmholtzkiez auszuprobieren. Nebenbei ließ ich fallen, dass es dort einen verpackungsfreien Laden geben würde, den ich gerne ausprobieren wollte. Mein Mann schaute mich erstaunt an und sagte: „Dass du dir das Leben immer so schwermachen musst. Aber klar können wir hingehen“. „Der Sache wegen“ ist ein Laden, der alles – von Kosmetik, über Reinigungs- bis hin zu Lebensmittel – unverpackt bzw. umweltfreundlich verpackt anbietet. Als ich im Laden stand, war ich geflasht! Aus unzähligen Behältern konnte man sich alle möglichen Körner, getrocknete Früchte, Nüsse, Reis und Nudeln abfüllen. Nur keine Haferkleie, mein tägliches Frühstück. Die Gemüseauswahl war überschaubar, Kartoffeln und Kürbisse. Reinigungsmittel hatten wir noch genug, aber gut zu wissen, dass wir unsere alten Verpackungen hier auffüllen konnten. Ich wollte den Laden nicht ohne Beute verlassen und nahm mir den Kürbis. Mein Mann guckte mich fassungslos an und fragte: „Wieso ausgerechnet den Kürbis?“ „Weil ich etwas kaufen möchte! Kartoffeln habe ich gestern schon gekauft“, antwortete ich. Der Kürbis kam wieder zurück. Immerhin gab es für unsere Tochter eine Bambuszahnbürste, wie die von Papa. Die hatte sich mein Mann sogar selbst gekauft. Ich nahm nur wegen des Einkaufserlebnisses ein Kilo Kartoffeln mit. 

l'amour est bleu_mein verpackungsfreier Januar
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Fazit

Mir war von vornherein klar, dass diese Challenge nicht zu gewinnen war. Aber ich wollte sie mit Sternchen meistern, was mich frustrierte. Der Januar ist jetzt fast zu Ende und ich kann ein positives Fazit ziehen: Wir haben unseren Lebensstil positiv geändert. Kaufen bewusster ein (notfalls auch in mehreren Geschäften) und weniger auf Vorrat. Suchen nach verpackungsfreien Lebensmitteln oder umweltfreundlicheren Verpackungsalternativen. Bevor wir neue Lebensmittel kaufen, versuche ich vorhandene aufzubrauchen – wir haben in diesem Monat sehr viel weniger Obst und Gemüse wegwerfen müssen. Trotz großem Aufstand, habe ich den Bio-Müll eingeführt. Habe für meine alltäglichen Gebrauchsgegenstände zero waste-Alternativen gesucht (demnächst werde ich mir aus meinen Bio-Stoffresten Wattepads machen). Wir sind noch weit davon entfernt verpackungsfrei zu leben, aber wir leben jetzt definitiv bewusster und fühlen uns gut dabei. Mein Mann hat sich mehr oder weniger mit unserem nachhaltigeren Lebensstil angefreundet.

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